Bloß unbeliebt – oder ebenso unfähig?

01.08.2025

"Politbarometer" und beantwortete "Sonntags-Fragen" sind mittlerweile längst Bestandteil des "täglichen" Lebens; vor allem dann, wenn man zu jenem Restbestand gehört, der sich für das, was sich in unserem Land politisch so alles zuträgt, interessiert.

Nun korreliert die Politik(er)-Verdrossenheit nicht zwangsläufig mit einem prinzipiellen Desinteresse an jenen Gegebenheiten, mit denen man im Gefolge politischer Entscheidungen zu leben hat; ich bin mir sicher, dass beinahe alle Österreicher interessiert, dass unsere Wirtschaft "den Bach hinunter schwimmt", ein nie dagewesener Insolvenztsunami das Land überrollt oder die Arbeitslosenzahlen explodieren.

Quelle: https://www.vienna.at/die-neuen-minister-von-ovp-spo-und-neos-im-kurzportrat/9245639

Es wird den einen oder anderen auch bewegen, dass in Österreich lt. dem von UBS veröffentlichten "Global Wealth Report" das durchschnittliche Vermögen im Zeitraum 01.01.2020 bis 31.12.2024 inflationsbereinigt um 20% gesunken ist; insofern sind wir damit Weltmeister – die Schlechtesten weltweit.

An den Kassen der heimischen Supermärkte dürfte auch so manchem klar werden, dass die horrende Preisentwicklung für Waren des täglichen Bedarfs damit zusammenhängt, dass hierzulande in den letzten Jahren die Inflation ungeniert bzw. ungehindert ihr Unwesen treiben durfte; und wem es im Supermarkt nicht auffällt, der wird spätestens dann hellhörig werden, wenn er seine Miete überweist, tankt oder eine Betriebskostenabrechnung erhält bzw. sich mit Energiekosten konfrontiert sieht, die eineinhalbmal höher sind als noch vor ein paar Jahren.

Was den Durchschnittsösterreicher gemeinhin etwas weniger aufregt, ist deswegen nicht minder problematisch: Die stetig wie absurd ansteigende Verschuldung des Staates ist weder vom Himmel gefallen noch frei erfunden – sie ist leider eine traurige Gewissheit.

Wie in jedem Haushalt setzte es keine intellektuelle "Übergröße" voraus, um zu wissen, dass man es besser unterlassen sollte, jahrelang erheblich mehr auszugeben als einzunehmen.

Quelle: https://finanzrechner.at/statistik/staatsschulden

Diese falsch aufgelöste bzw. missverstandene "Milchmädchenrechnung" hat uns einsehen lassen müssen, dass im Haushalt des Staates blankes Chaos herrscht und niemand weiß, wie viel Schulden eigentlich vorhanden sind; das Budgetdesaster hat uns nicht nur ein VÜD ("Verfahren bei einem übermäßigen Defizit") eingebrockt, sondern auch dazu geführt, dass wir Österreicher eben sparen müssen; sparen, um den Haushalt unseres Landes zu sanieren.

Die Politik(er)-Verdrossenheit hängt aber vor allem damit zusammen, dass jedem Österreicher mittlerweile bewusst sein dürfte, dass das "Kein weiter, wie bisher" nur eine denklogische Folge des "Koste es, was es wolle" ist; das Problem daran ist nur, dass es just jene sind, die jahrelang dem "Koste es, was es wolle" gefrönt haben, um jetzt dem "Kein weiter, wie bisher" das Wort reden zu können; rein psychologisch betrachtet könnte man in diesem Zusammenhang also von einem recht zersplitterten Gemüt sprechen, das Experten Schizophrenie nennten.

Und damit komme ich auch schon zu Beantwortung der titelgebenden Frage: Bloß unbeliebt – oder ebenso unfähig?

Die erste Antwort ist einfach: Über die Unbeliebtheit muss man nicht reden, schreiben oder diskutieren – sie ist angesichts aller "Politikbarometer" evident; unbeliebter geht zwar immer oder vermutlich auch noch; aber sehr viel unbeliebter kann man eigentlich gar nicht sein.

Quelle: https://kontrast.at/karl-nehammer-kanzler/

Etwas schwieriger ist der Frage zweiter Teil: Die "Vorgängerregierungen" unter Sebastian Kurz, Alexander Schallenberg, Karl Nehammer & Co haben die "Latte der Unfähigkeit" dermaßen hochgelegt, dass Stocker & Co sie kaum überspringen können; kaum bedeutet aber nicht, es wäre nicht möglich.

Das eigentliche Dilemma ist ja, dass sich ein Großteil aus dem Kreis der Dilettanten  in das "Kabinett Stocker" hinübergerettet hat; denn wo draußen ÖVP draufsteht, sucht man drinnen vergeblich nach jemand oder etwas anderem; vor allem bei "personeller Identität" oder "ideologischer Universalsukzession" – Stocker, Karner, Tanner, Totschnig, Plakolm, Hattmannsdorfer, Pröll & Co waren ja schon vorher irgendwie vorhanden und "mit von der Partie".

Wer für den miesen "Zustand des Landes" kraft 40-jähriger, durchgehender Regierungsbeteiligung, kausal verantwortlich ist, kann schwer behaupten, nicht "Part-of-the-Game" gewesen zu sein; es ist daher keine Überraschung, dass viele ÖsterreicherInnen die ÖVP nur noch als Summe der kumulierten Unfähigkeit wahrnehmen; sozusagen eine 20%ige Minderheit mit gesetzlichem "Artenschutz".

Quelle: https://www.nachrichten.at/politik/innenpolitik/wahlkampfkosten-2019-rechnungshof-traut-den-angaben-der-oevp-nicht;art385,3664753

Manche sprechen mittlerweile sogar schon von einem postenschachernd-korrupten, eigennützigen Volksvermögensvernichtungsverein; einem Verein, dessen einzige Intention es ist, das Land für persönliche Zwecke zu missbrauchen bzw. niedrigste Instinkte zu befriedigen – es muss mir, ehe ich meine Meinung dazu ändere, jemand plausibel erklären, wie es sein kann, dass fortwährend selbst die größten Nieten plötzlich beste "Preise abstauben"?

Mir fällt dazu nichts ein, sondern nur auf, dass es immer schlimmer wird …

Chr. Brugger

01/08/2025