Das Volk hat keine Angst,
es fürchtet nur die Politiker dieses Landes bzw. deren Handeln …
Es war nicht das erste Mal, dass just von "Altvordersten" bzw. "Polit-Muppets" der Versuch unternommen wird, den anhaltenden Frust der Österreicher und deren Politikerverdrossenheit damit erklären zu wollen, die Bevölkerung hätte "Angst"; wenn beispielsweise Andreas Kohl (ÖVP) in der gestrigen Sendung "Wild Umstritten" auf Puls 24 diese "Theorie" abermals bemüht, gibt er für sich und seinesgleichen zu erkennen, wie weit man nicht bloß von den Realitäten dieser Republik entfernt sein kann.

Quelle: https://www.nachrichten.at/politik/innenpolitik/spoe-ueber-kohl-sager-empoert;art385,3323108
Viel dümmlicher und instinktloser könnte die Begründung für Kohls These, dass es ja allen Regierungen in Europa so ginge, kaum sein; "das Schicksal unserer Regierung ist kein tragischer Einzelfall; in allen europäischen Ländern sind die Regierenden die Watschenmänner, überall verlieren sie gegenüber den Rechtsparteien und das hängt meiner Meinung nach mit der Angst der Menschen vor dem Krieg zusammen, der Angst der Menschen vor der Überfremdung und der Angst der Menschen vor der Armut; Armut ist eine drohende Frage, die Menschen haben überall Angst und hoffen, dass die Opposition, die ja alles verspricht, es besser machen würde".
Das "Watschenmann-Image" der Regierenden hat dabei aber einen völlig anderen Grund; die Menschen haben in ganz Europa längst realisiert, dass sie nicht, wie früher, von vernunftbegabten und einigermaßen charakterstarken Persönlichkeiten regiert werden; die "Europäer" können, egal ob in Frankreich, Deutschland, Spanien, Griechenland oder eben Österreich, jeweils nur noch zwischen Skylla und Charybdis wählen; es ist aber jedenfalls einerlei, wofür sie sich entscheiden, denn die Folgen werden immer und überall dieselben sein.
Dieses "traurige Schicksal" hat auch Österreich ereilt; die absolute Mehrheit aller Wahlberechtigten ist mittlerweile der Ansicht, unsere drei "Regierungsparteien" (ÖVP, SPÖ & NEOS) wären nicht in der Lage, die Probleme des Landes zu lösen; noch dramatischer ist der Befund für die einzelnen Mitglieder unserer "Regierung", das Volk vertritt mit mehr als 80%-iger Mehrheit die Ansicht, dass Christian Stocker, Andreas Babler & Beate Meinl-Reisinger "nichts taugen" und "amtsunfähig" sind; kein einziges Regierungsmitglied des Kabinetts Stocker kann zudem auf einen positiven "Vertrauenssaldo" verweisen.
Und dafür soll die "Angst" der Bevölkerung verantwortlich sein?
Wäre es nicht viel eher indiziert, die kognitiven und intellektuellen Fähigkeiten sowie den Charakter bzw. die Gesinnung von Politikern auf den Prüfstand zu stellen, bevor sie ein Amt überhaupt ausüben dürfen?

Quelle: https://exxpress.at/politik/dreifach-vertretung-stocker-babler-meinl-reisinger-gleichzeitig-bei-eu-gipfel/
Österreich wäre aber nicht länger Österreich, würde man vor dem Hintergrund des desaströsen Befundes für die "Regierung" nicht längst nach personellem "Frischblut" lechzen; für die Zeit "danach" werden bereits allerlei Namen kolportiert: Sebastian Kurz, Wolfgang Hattmannsdorfer, Klaudia Tanner, Alexander Pröll, Christian Kern, Peter Handke oder Eva-Maria Holzleitner – allein, was sollte sich durch den bloßen Austausch von Namen inhaltlich ändern?
Kurz & Kern haben, auf recht unterschiedliche Art, unter Beweis gestellt, dass sie für ein politisches "Spitzenamt" völlig ungeeignet waren; alle anderen sind schon jetzt in "Regierungsverantwortung" und damit Teil des Problems.
Was also soll dieser medial veranstaltete Klamauk?
Viel eher müsste man mE darüber nachdenken, warum demokratische Strukturen immer dann versagen, wenn es um die Bewältigung gravierender Probleme geht und sich insofern autokratische Systeme als wesentlich effektiver erweisen; außerdem wäre man in Europa ganz gut beraten endlich zu realisieren, dass Trump, Putin, Xi Jinping, aber auch Narendra Modi, Abd al-Fattah as-Sisi, Benjamin Netanjahu, Javier Milei, oder Mohammed bin Salman mit "normalen demokratischen" Maßstäben nicht messbar und vor allem nicht kalkulierbar sind; Demokratie ist eine Regierungsform für eine stabile Schönwetterlage; für Sturm & Hagel ist sie hingegen nicht "gemacht".

Quelle: https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-nahost-samstag-282.html
Europas Länder haben insofern gleich ein dupliziertes Thema: Wir haben seit Jahren keine stabile Schönwetterlage und die "Machtverhältnisse" zwischen den wählbaren Parteien haben sich insofern verändert, als sich keine eindeutigen Mehrheiten mehr abbilden lassen; das wiederum liegt an der eklatanten Schwäche der politisch tätigen Akteure; es ist insofern keine Überraschung, dass beispielsweise Emmanuel Macron, Friedrich Merz oder Keir Starmer als Schwächlinge wahrgenommen werden; noch viel dramatischer ist das als "laufendes Versagen" wahrgenommene Handeln auf der unionseuropäischen Bühne und dabei speziell in der Europäischen Kommission mit Ursula von der Leyen an der Spitze.

Quelle: https://brusselsmorning.com/trump-and-von-der-leyen-meet-briefly-in-rome/72083/
Auch dafür ist nicht die Angst der Menschen verantwortlich – im schlimmsten Fall könnte es nur sein, dass wir "Normalsterblichen" uns diese Politiker tatsächlich auch verdient haben; sollte das aber so sein, dann können wir uns zumindest in einer Demokratie dagegen zur Wehr setzen …
Chr. Brugger
26/11/2025
