Eine schöne Bescherung

12.12.2025

Für die heimische "Bundesregierung" müssen die weihnachtlichen Feiern längst begonnen haben; seit Monaten wird dem Volk als Souverän der Eindruck vermittelt, als wären Stocker, Babler, Meinl-Reisinger & Co in Feierlaune; sie feiern sich einerseits laufend selbst bzw. ihre "Erfolge", andererseits bringen sie dem Volk seit Monaten "Gaben" dar, mit denen dasselbe, undankbar wie es eben einmal ist, nichts anzufangen weiß; aber selbst die hellsten Kerzen auf der heimischen Normann-Tanne vermögen den Geist der dämlichen wie undankbaren StaatsbürgerInnen nicht zu erhellen – gang im Gegenteil: Traute man den Frohbotschaften der heimischen Demoskopen-Götter, wären für die "Undankbarkeit" des Volkes just jene verantwortlich, die es mit ihren "Gaben" so reichlich beschenken und ihm ein dauerhaftes Lächeln ins Gesicht zaubern wollen.

Quelle: https://www.causeur.fr/gustave-le-bon-psychologie-des-foules-295448

Für diese recht eigenartig anmutende Divergenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit gäbe es, rein denklogisch, nur zwei plausible Erklärungen: Entweder irrte das Volk und erwiese sich solcherart einfach und im Kollektiv als zu "blöd", um mit den Benefizien der "sakrosankten" Regierung etwas anfangen zu können; oder die Regierung überschätzte sich heillos und in einem Maß, das sich selbst gar nicht länger ertragen kann.

Rein "massenpsychologisch" ließe sich die Undankbarkeit des Volkes als Ausdruck seiner subjektiven Unsachlichkeit gegenüber den Regierenden recht einfach erklären; man müsste nur Gustave Le Bons "Psychologie der Massen" sinnerfassend lesen können, um zu erkennen, dass "die Masse beinahe ausschließlich vom Unbewussten geleitet wird", stünden doch deren "Handlungen viel öfter unter dem Einfluss des Rückenmarks als unter dem des Gehirns".

Quelle: https://www.heise.de/hintergrund/Wahrheiten-in-Massen-4978312.html

Das wäre aber nur der eine Teil des Erklärungsversuches; die Masse ist zwar, wenn man Le Bon zustimmte, "der Spielball aller äußeren Reize, deren unaufhörlichen Wechsel sie widerspiegelt" – da diese "Reize" aber anhaltend "wechseln und die Massen ihnen laufend gehorchen, so sind sie natürlich äußerst wandelbar" und "diese Veränderlichkeit macht sie schwer regierbar, besonders wenn ein Teil der öffentlichen Gewalt in ihre Hände gefallen ist" – insofern wäre zumindest erklärbar, dass das Volk als "Masse" "ebenso unfähig zu ausdauerndem Wollen wie zum Denken" wäre.

Mit diesem leicht verständlichem "Befund" ist jedoch für die regierenden Parteipolitiker noch lange nichts gewonnen, sind sie doch allesamt selbst Teil dieser "Masse" – sie unterscheiden sich durch nichts, rein gar nichts, vom sprichwörtlichen "Durchschnitt" und teilen deswegen das von Le Bon skizzierte "Schicksal" – "nichts ist also vor bedacht" und "sie gleichen den Blättern, die der Sturm aufwirbelt, nach allen Richtungen verstreut und wieder fallen lässt".

Da sich die Regierenden, wie in jeder Demokratie, zwangsläufig nur aus dem Kreis der Regierten rekrutieren können, müsste die Masse, um sich nicht plötzlich an Titus Livius´ Tarpejischen Felsen wiederzufinden, aber von jenen regiert werden, deren Handlungen doch etwas häufiger unter dem Einfluss des Gehirns stünden – das allerdings dürfte nicht der Fall sein.

Quelle: https://fabulahub.com/de/story/legende-vom-tarpeischen-felsen-verrat-und-gerechtigkeit-antiken-rom/sid-2133

Hier schließt sich auch der zuvor eröffnete Kreis zwischen "Anspruch und Wirklichkeit" – die Wirklichkeit ist nicht nur in Österreich das Abbild des eigenen Anspruchs und insofern verwirklicht bzw. erfüllt sich der Anspruch gleichsam selbst.

Anders ist es nicht erklärbar, dass die Bevölkerung "ihrer" Regierung absolute Unfähigkeit attestiert und den einzelnen Regierungsmitgliedern, derzeit zwar nur medial, regelmäßig ausrichtet, was sie von ihnen hält – ¾-tel der Bevölkerung hält Stocker, Babler & Co für Dilettanten oder Dodel, denen man, das kommt erschwerend hinzu, auch nicht vertrauen kann.

Österreich wird, so sehr das Regierten & Regierenden weh tun mag, in jeder Hinsicht Joseph de Maistres Ansicht gerecht, dass jedes Volk nur die Regierung hat, die es verdient – und das Volk ist unfähig und noch nicht willens, sich gegen "die Dilettantenverwaltung durch Beutepolitiker" im Sinne Max Webers adäquat zur Wehr zu setzen; das ist zwar keine vorweihnachtliche Frohbotschaft, dafür aber ein ehrlicher Befund; für diese "schöne Bescherung" sind wir, das Volk bzw. die Masse, letztlich selbst verantwortlich – solange wir nicht aufbegehren und die Regierung aus dem Amt jagen, sollten wir uns also nicht beschweren; wenn schon die Regierung nicht handelt, werden wir es tun müssen; schön langsam sollte die Masse daher beginnen sich zu bewegen und das Volk endlich aufstehen …

Chr. Brugger

13/12/2025