Eitel & verantwortungslos

03.10.2025

Sollte Max Weber ("Politik als Beruf") Recht haben, gibt es in der Politik zwei Arten von Todsünden: "Unsachlichkeit und – oft, aber nicht immer damit identisch – Verantwortungslosigkeit"; "unsachlich" sind bei Weber jene, die dem Bedürfnis erliegen, "selbst möglichst sichtbar in den Vordergrund zu treten" – der Demagoge sei gezwungen, "auf Wirkung zu rechnen" und in Folge dessen laufend in Gefahr, zum "Schauspieler" zu werden und die Folgen des Handelns nicht mehr ernst zu nehmen; am Ende führe diese "Eitelkeit" dazu, "die Macht lediglich um ihrer selbst willen, ohne inhaltlichen Zweck zu genießen"; Weber bezeichnet dieses "Politisieren" mit "parvenumäßigem Bramarbasieren", der, wenn man so will, "eitlen Prahlerei von Emporkömmlingen".

Quelle: https://kontrast.at/wirtschaftskrise-oesterreich-2024/

Dieser von Weber entwickelten "Spezies" entsprechen mehr oder weniger alle "namhaften" österreichischen Parteipolitiker der letzten 10 Jahre: Sebastian Kurz, Karl Nehammer, Alexander Schallenberg, Gernot Blümel, Klaudia Tanner, Claudia Plakolm, Elisabeth Köstinger und neuerdings Christian Stocker, Alexander Pröll, Andreas Babler oder Christoph Wiederkehr & Beate Meinl-Reisinger; sie alle eint insofern das "parvenumäßige Bramarbasieren", die unreflektierte, verantwortungslose und medienwirksame "Machtausüberei" – sie allen wirk(t)en, im Sinne Max Webers, "in der Tat ins Leere und Sinnlose", "hinter dieser protzigen, aber gänzlich leeren Geste" verbergen sich bloß "innere Schwäche und Ohnmacht".

Das alles sei, so Weber, bloß das "Produkt einer höchst dürftigen und oberflächlichen Blasiertheit gegenüber dem Sinn menschlichen Handeln, welche keinerlei Verwandtschaft hat mit dem Wissen um die Tragik, in die alles Tun, zumal aber das politische Tun, in Wahrheit verflochten ist".

All das ist nicht länger hinnehmbar; das Volk hat ein Recht darauf, dass Politiker, so schwach oder dümmlich sie sein mögen, zumindest dafür Verantwortung übernehmen, was sie "verbrechen" und dem Volk antun; es entspricht aber einer kranken, überkommenen Tradition, dass nach dem Ende von "Amtszeiten" nicht objektiv bilanziert wird, geschweige denn jene Schäden liquidiert werden, die verursacht wurden; das Wissen um diesen laxen Umgang mit der Verantwortung erhöht das Maß des verantwortungslosen "Treibens", des unreflektierten Schadenanrichtens und des sanktionslosen Dahinfuhrwerkens nahezu ins Unermessliche.

Quelle: https://kinderzeitung.kleinezeitung.at/regierungskrise-in-oesterreich-alles-was-du-wissen-musst/

Das Scheitern, mag es noch so kläglich und vorhersehbar sein, zeitigt keine wie immer gearteten Konsequenzen; oft ist eigentlich das Gegenteil der Fall: Karl Nehammer wurde beispielsweise Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank und Magnus Brunner EU-Kommissar für Innere Angelegenheiten und Migration; der gemeine, gewissenhafte Bürger stellt sich daher zurecht die Frage, was man hierzulande an Schaden anrichten und dennoch bzw. gerade deshalb beruflich bzw. finanziell "aufsteigen" bzw. reüssieren kann; was an und für sich vor Gerichten, jedenfalls aber im beruflichen Ausgedinge enden müsste, ist in Österreich Grund genug, um für völliges Versagen und namhaft angerichtete Schäden auch noch belohnt zu werden.

Vor dem Hintergrund dieser perversen Politszenerie ist es keine allzu große Überraschung, dass sich das Volk von allen Parteipolitikern abwendet, ihnen unwiderruflich das Vertrauen entzieht und derzeit noch, stillschweigend, zu Kenntnis nimmt, dass das offensichtliche Scheitern sogar auf der öffentlichen Bühne zelebriert wird; es kann, das ist gewiss, nicht mehr allzu lange dauern, dass die Politdarsteller mit faulen Eiern, Tomaten oder Steinen beworfen werden; der Krug geht ja bekanntlich solange zum Brunnen bis er bricht … es grenzt an ein Wunder, dass das Volk nicht schon seit Wochen gegen die Regierenden demonstriert, sich gegen das greif- und spürbare Unvermögen auflehnt und Stocker, Babler, & Meinl-Reisinger & Co nicht mit einem "nassen Fetzen" aus ihren Ämtern treibt; "verdient" hätten sie sich das allemal …

Chr. Brugger

03/10/2025