Es hat sich ausgeixt
So mancher bisherige User hat sich in den letzten Wochen vom Blogging-Dienst X (vormals Twitter) abgemeldet; man wolle, so heißt es unisono, nicht länger einem sozialen Netzwerk angehören, das u.a. dafür bekannt ist, die freie Meinung algorithmisch zu kastrieren; dazu käme, dass Spott & Häme bereitwilligst Tür & Tor geöffnet würden und absichtlich falsche oder irreführende Informationen dominierten; dem wolle man sich eben nicht länger aussetzen bzw. sich daran nicht weiter beteiligen – es hat sich also ausgeixt …
Nun wäre das Verlassen eines solchen "Dienstes" nicht weiter ein Grund dafür, sich dazu zu äußern; jedem Wesen ist es unbenommen, sich auf einer solchen Plattform herumzutreiben oder eben nicht; und doch gibt es zwei Gründe, ein paar Sätze zu schreiben:
Einerseits finde ich es bemerkenswert, dass es überhaupt Menschen gibt, die sich bemüßigt fühlen, sich regelmäßig auf solchen Foren zu äußern bzw. ihrem offensichtlichen Drang, sich jemandem bzw. jedermann mitteilen zu müssen, nachgeben; was auf Twitter bzw. X zu lesen ist, entspricht in etwa dem, was sich unsereiner von einem Vollidioten im Sinne des genialen französischen Philosophen André Glucksmann erwartet; es handle sich dabei, so Glucksmann, um einen Menschen, der stets bereit wäre, sich über etwas eine Meinung zu bilden, was er nicht verstünde und über das urteilten, was er nicht wüsste - "seine ureigenen Zwangsvorstellungen zu allgemeinen Prinzipien des Denkens erhebend, findet er in seinem Weltbild das wirksame Instrument, das ihm zur Allwissenheit verhilft".

Quelle: https://www.derstandard.de/story/3000000213848/die-t252rkise-thronfolgerin
Andererseits gib es Ex-Ixler, die ihre Entscheidung, nicht länger ixen (früher hieß es wohl twittern) zu wollen, wortreich begründen und auf diese Weise ein weiteres Mal unter Beweis stellen, warum sie verdächtig sind, sich wichtigmachen zu wollen; zu dieser Spezies scheinbar GeläuterterInnen gehört auch Karoline Edtstadler; für sie sei, so ist zu lesen, der Abschied von X kein Rückzug, "sondern ein konsequenter Schritt nach vorne"; sie wolle den "negativen Entwicklungen auf der Plattform X" unter ihrem Namen(!) keinen Raum mehr geben, würden doch solche Plattformen "immer häufiger zum Schauplatz von Hass, Antisemitismus und bewusster Desinformation".
Nun, angesichts von ca. 350 Millionen Usern wird der Ausstieg von Fr. Edtstadler weder das "Kraut fett machen" noch irgendjemandem auffallen oder gar beeindrucken – wer auf Facebook lediglich 28.157 Follower hat, auf Threads unterirdische 8.251 und auf Instagram auch nur 64.500, der darf sich vermutlich auf der "Social-Media-Sahnetorte" nicht unbedingt zu den hellsten Kerzen bzw. beliebtesten Mitessen zählen.

Quelle: https://www.hagerhard.at/blog/2018/02/laworder-auf-oesterreichisch-ist-die-neue-oevp-nichts-weiter-als-die-alte-teaparty/
Besonders absurd wird es aber, wenn Fr. Edtstadler auch noch vermeint, mit dem "Kommunikationsplattformen-Gesetz" sei der große Wurf gelungen und dieses wäre wiederum dem europäischen "Digital Services Act" im Kampf gegen den Hass im Netz "vorangeritten"(!); dabei übersieht sie geflissentlich, dass beide Rechtsgrundlagen das viele Papier nicht wert sind bzw. waren, auf dem man sie ausgedruckt lesen kann; wäre es so, wie Edtstadler das darzustellen versucht, hätte sie sich nicht von X verabschieden müssen; das "Gesetz über digitale Dienste" (Verordnung (EU) 2022/2065 des europäischen Parlaments und des Rates vom 19.10.2022 über einen Binnenmarkt für digitale Dienste) verhindert weder Hass im Netz, unverhohlen inszenierten Antisemitismus noch Desinformation – es ist, wie vieles was aus Straßburg und Brüssel kommt, zahn- wie sanktionsloser "Lärm um nichts".
Chr. Brugger
01/01/2025