Faßmann zaudert
Heinz Faßmann ist als Bundesminister für Bildung, Wissenschaft & Forschung u.a. auch für ca. 1.600.000 Schüler und Studenten zuständig bzw. verantwortlich.
Im Unterschied zu einigen seiner Kollegen in der Bundesregierung scheint Faßmann den Ernst der Lage, zumindest was sein Ressort betrifft, noch nicht erkannt zu haben.
Seit Mitte März sind bekanntlich alle Schulen und Universitäten in Österreich geschlossen; mehr als 14 Tage später weiß der zuständige Bundesminister immer noch nicht, was knapp ein Fünftel(!) der österreichischen Bevölkerung nach den Osterferien machen soll (von den (mit-) betroffenen Eltern und dem Lehrpersonal einmal abgesehen).
Faßmann sei (wie allen anderen auch) zugestanden, dass uns die CONVID-19 Situation "Neuland" betreten lässt.
Das kann, darf aber nicht dazu führen, dass man offensichtlich keinerlei Orientierung bzw. Gespür dafür hat, wie man mit der der "Lage der Nation" (was den Bildungssektor betrifft) umzugehen beabsichtigt.
Als Minister hätte er (wörtlich bzw. definitionsgemäß) als "Erster" zu dienen; er erweist aber "seinen" Schülern und Studenten keinen großen Dienst, wenn er - nach wochenlanger Nachdenkzeit - immer noch nicht weiß, was ab Osterdienstag tatsächlich geschehen soll.
Dabei unterliegt er auch einem Irrtum, wenn er meint, zuerst die "älteren" Schüler wieder am Schulunterricht teilnehmen lassen zu wollen; die sind aber - aufgrund ihres Basiswissens weit eher in der Lage, selbständig zu lernen, sich auch neue Inhalte "anzueignen"; vor allem Volksschülern mangelt es an einer solchen Basis - daher sollten diese auch (logischerweise) die Ersten sein, die (sofern dies in absehbarer Zeit möglich ist) wieder an einem regelmäßigen Unterricht teilnehmen.
Was die Matura betrifft müsste auch Faßmann mE ("die Spatzen", in Form von Experten und den Maturanten selbst, pfeifen es seit Tagen von den (Schul-) Dächern) zur Ansicht kommen, dass diese heuer entfällt - es spricht absolut nichts gegen eine Matura durch ministeriellen Erlass.
Das wäre eine klare Ansage, würde Unsicherheit vermeiden, Angst hintanhalten und endlich Klarheit schaffen; die Maturanten könnten (kostengünstiger als beispielswiese Milizsoldaten) bestimmte Aufgaben übernehmen, die derzeit dringend notwendig sind (Ausgabe von Schutzmasken, das Erledigen von Einkäufen für ältere Menschen etc.).
Es schadet mit Sicherheit keinem 18-Jährigen, wenn er seine (noch verbleibende) Schulzeit für ein paar Wochen dafür verwendet, anderen, hilfsbedürftigen Menschen, zu helfen. Soziale wie gemeinnützige "Aspekte" kommen mE in der auf Leistung hin ausgerichteten "Ausbildungsgesellschaft" ohnedies viel zu kurz.
Ein solches "Sich zur Verfügung stellen" würde auch zu einem weiteren "Mehr" an Zusammenhalt führen, zum wechselseitigen Verständnis zwischen "Jung" und "Alt" beitragen; perspektivisch gedacht wäre das mit Sicherheit ein Gewinn für alle (auch für Faßmann selbst).
Von Mitgliedern der Bundesregierung erwartet man an sich schon zielgerichtetes, unmissverständlich klares Handeln; in schwierigen Zeiten erhöht sich dieser Anspruch noch zusätzlich. Rasche, nachvollziehbare, "pragmatische" Entscheidungen (ob sie richtig oder falsch sind, kann man ohnedies erst im Nachhinein beurteilen) würden Klarheit für Schüler, Studenten, das Lehrpersonal aber auch für die Eltern schaffen; mit seinen nebulös-kryptischen, zauderhaft anmutenden, Äußerungen trägt Faßmann lediglich dazu bei, dass die Unsicherheit der Betroffenen unnötiger Weise zusätzlich erhöht wird; darüber hinaus bietet er nicht nur politisch Andersdenkenden (der "Opposition") Spielraum und Angriffsflächen für sinnlose Diskussionen, die man momentan am wenigsten braucht.
Chr. Brugger
(01.04.2020)