Forum Alpbach 2025

28.08.2025

Das "European Forum Alpbach" (EFA) soll, seinem eigenen "Purpose" zu Folge, "junge Menschen mit den innovativsten Köpfen aus Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Kultur und Wissenschaft zusammenbringen" – davon ist man, mit Blick auf die mehr als 600(!) "Akteur:innen" bzw. "Speaker", dermaßen weit entfernt wie die Gratlspitze (Hausberg von Alpbach) vom Puncak Jaya in Indonesien.

Quelle: https://presse.tirol.at/auftakt-zum-european-forum-alpbach-mit-tiroltag/269597/

Auf große Denker oder ebensolchen Geist hat man in den letzten 80 Jahren in Alpbach vergeblich gewartet; Martin Heidegger, Jean-Paul Sartre, Michel Foucault oder Jacques Derrida sind dort ebenso wenig "aufgetreten" wie Peter Handke, Albert Camus, Günter Grass, Dario Fo Imre Kertész oder Nikos Kazantzakis; und auch Igor Strawinsky, Pierre Boulez, Mikis Theodorakis oder Isabelle Geffroy haben sich den Weg ins Alpbachtal gespart; dasselbe gilt u.a. für Werner Heisenberg, Alexander Fleming, Konrad Zuse, Tim Berners-Lee, Adolf F. J. Butenandt sowie Kurt Gödel und Stephen Hawking.

Im Bereich der Wirtschaft sind jedenfalls die anerkannten "Größen" der heutigen Zeit (Paul Krugman, Thomas Piketty, Hans-Werner Sinn, Amartya Kumar Sen, Yanis Varoufakis, Michael Hüther) bislang nie in Alpbach erschienen; auch Friedrich August von Hayek oder Maurice Allais sind zeit ihres Lebens Alpbach ferngeblieben.

Quelle: https://www.leadersnet.at/news/91963,startschuss-fuer-das-forum-alpbach-2025-ist-gefallen.html

Mit der Kategorie "innovativste Köpfe aus Politik" können zumindest all jene, die in den letzten Jahrzehnten beim EFA vorstellig geworden sind, nicht in Verbindung gebracht werden; in diesem Bereich stimmt sogar viel eher eine "Diagnose" von Theodor Prager im "Tagebuch" vom 30.08.2020: "(…) ansonsten überwiegend radikale Konservative oder zum Konservatismus diverser Spielarten bekehrte Paradelinke, als Linke gar nicht so Parade aber dafür jetzt, als Bekehrte (…)".

Quelle: https://fotoservice.bundeskanzleramt.at/bka/bundesministerin_plakolm/20250826_FBM_Plakolm_in_Alpbach/DUN_0037.jpg.html

Wie auch immer: Mit biederen "C-Prominenten" bzw. intellektuellen "No Names" könnte man ja durchaus "leben", würden die Ergebnisse den eigenen Anforderungen des EFA gerecht: Man will "gemeinsam Ideen für ein starkes und demokratisches Europa" entwickeln und "konkrete Lösungen" bieten; das Problem ist nur, dass man sowohl auf Ideen als auch auf konkrete Lösungen vergeblich warten wird; der Grad seiner Wirkung ist beim EFA recht mühelos überschaubar – oder anders formuliert: Das Forum Alpbach zeitig weder Ergebnisse noch bewirkt es das Geringste oder bietet konkrete Lösungen; manche behaupten gar, es handle sich dabei um einen inzestuösen Jahrmarkt der Eitelkeiten, an dem sich bloß "Adabeis" und Handlanger herumtreiben.

Othmar Karas & Co können aber jederzeit den Nachweis dafür erbringen, den eigenen Ansprüchen gerecht geworden zu sein; wer sich allerdings die "Ergebnisbeiträge" für das EFA 2024 ansieht bzw. durchliest, wird meine Ansicht teilen müssen, dass es sich dabei ausnahmslos um sinnbefreite Zusammenfassungen handelt, die keine "konkreten Lösungen" beinhalten; das Ganze liest sich (übersetzt) auf der Homepage des EFA dann u.a. so:

Quelle: https://stefacdn.blob.core.windows.net/public/EFA365/EJD-Final-Report_European-Forum-Alpbach-2024.pdf

Beispiel aus dem "European Forum Alpbach 2024 Democracy Track Report":

"Fazit: Demokratie als Praxis

Vor allem ist es für die Zukunft der EU von größter Bedeutung, Vertrauen in demokratische Institutionen aufzubauen. Die Bürger müssen eine emotionale Bindung zur Demokratie spüren und sie als Garant für ihre Rechte und Interessen anerkennen. Die Ängste, die die Unterstützung für rechtsextreme Bewegungen beflügeln, entspringen oft der Sorge um die Zukunft, insbesondere in Bezug auf wirtschaftliche Stabilität und sozialen Zusammenhalt. Die Auseinandersetzung mit diesen Ängsten durch transparente Regierungsführung und das Engagement der Gemeinschaft könnte dazu beitragen, das Vertrauen in demokratische Prozesse wiederherzustellen.

Ein weiterer entscheidender Aspekt für die Wiederherstellung des Vertrauens wird darin bestehen, dass Entscheidungsträger – sowohl in der Regierung als auch in der Opposition, auf nationaler und auf EU-Ebene – positive Perspektiven für die Zukunft aufzeigen, anstatt den Status quo gegen eine regressive Vision eines erneuten Nationalismus zu verteidigen".

Quelle: https://https://www.alpbach.org/uploads/EFA24/AIES_Comment-2024-6-EFA24.pdf

Beispiel aus dem "AIES-Alpbach Security Track Report":

"Fazit

Österreich befindet sich an einem entscheidenden Punkt, an dem sich seine Rolle sowohl in der regionalen als auch in der globalen Sicherheit in einem tiefgreifenden Wandel befindet. Dieser Bericht fasst die Erkenntnisse des European Forum Alpbach 2024 zusammen und hebt die einzigartige Position Österreichs hervor, angesichts der dringenden Notwendigkeit gemeinsamer europäischer Antworten auf existenzielle Herausforderungen in einer zunehmend fragmentierten Weltordnung.

Jeder Abschnitt befasst sich mit den Sicherheitsherausforderungen und Chancen Österreichs – sei es die Balance zwischen seiner Neutralitätspolitik und seinem Engagement für die europäische Solidarität oder die Minderung der Auswirkungen des Klimawandels auf die Umwelt. Jeder Abschnitt befasst sich eingehend mit den Sicherheitsherausforderungen und Chancen Österreichs – sei es die Balance zwischen seiner Neutralitätspolitik und seinem Bekenntnis zur europäischen Solidarität oder die Minderung von Abhängigkeiten innerhalb umkämpfter globaler Netzwerke für Handel, Energie und Sicherheit.

Österreichs Bekenntnis zur Neutralität, ein grundlegender Aspekt seiner nationalen Identität, muss sich weiterentwickeln, um den kollektiven Sicherheitsanforderungen eines Europas gerecht zu werden, das sowohl internen als auch externen Druck ausgesetzt ist.

Rahmenwerke wie die Drei-Meere-Initiative und neue Ansätze zur strategischen Souveränität sind nicht nur politische Kurswechsel, aber unverzichtbare Schritte für Österreich, um seine Position innerhalb eines widerstandsfähigen, geeinten Europas zu stärken. Der gegenwärtige Moment erfordert, dass Österreich seine nationalen Ziele an den umfassenderen europäischen Zielen ausrichtet.

Durch eine Neubewertung seiner Rolle innerhalb der Region kann Österreich seine Bedeutung und seinen Beitrag in einem zunehmend konkurrierenden Europa bekräftigen und damit zeigen, dass Neutralität heute ein aktives, strategisches Engagement für ein sicheres und geeintes Europa erfordert".

Quelle: https://www.exxtra24.at/aussenministerin-meinl-reisinger-ukraine-tracht-sorgt-fuer-wirbel/

Für solche "Reports" benötigt ein durchschnittlich intelligenter Mittelschüler in etwa 15 Minuten – im Alpbachtal rücken dafür aber 600 "Speaker" & "Akteur:innen" sowie gleich mehrere "Denkfabriken" an, übernachten auf Kosten der SteuerzahlerInnen in den besten Hotels, "fressen & saufen" den ganzen Tag, lassen sich medial inszenieren und als vermeintliche Elite Europas feiern - bei diesem geistlosen Folkloreklamauk darf naturgemäß unserer "Bundesregierung" nicht fehlen; vollgefressen und ergebnislos wird man in den nächsten Tagen wieder heimreisen und nichts unversucht lassen, den Besuch im Alpbachtal als Erfolg zu verkaufen ... 

Quelle: https://artinwords.de/pieter-bruegel-der-aeltere-der-turmbau-zu-babel/

Apropos Denkfabrik ("Think Tank"): Einen Beitrag ("Europas wirtschaftliche Herausforderungen beim Europäischen Forum Alpbach diskutiert") hat 2024 auch die in Brüssel ansässige Denkfabrik "Bruegel" beigesteuert, deren Namen wir Pieter Bruegel dem Älteren bzw. dessen "scharfer Beobachtung des Lebens gewöhnlicher Menschen und alltäglicher wirtschaftlicher Aktivitäten" verdanken (https:// www.bruegel.org/analysis/europes-economic-challenges-discussed-european-forum-alpbach); wer also etwas lesen will, was an Trivialität und Ambiguität kaum noch zu überbieten ist, soll sich den "Spaß" erlauben und 5 Minuten in die Lektüre dieses Beitrages investieren ...

Chr. Brugger

28/08/2025