Gavdos, das neue Lampedusa?

07.07.2025

Lampedusa, eine der drei pelagischen Inseln im freien Gemeindekonsortium Agrigent der Region Sizilien, ist in den letzten Jahren zum Inbegriff einer "Flüchtlingsinsel" geworden, über die sich tausende Flüchtlinge aus Nordafrika Zutritt auf europäischen Boden verschafft haben; und immer noch gilt diese italienische Insel als Hotspot für Migranten, die von Libyen oder Tunesien aus einen "sicheren" Hafen ansteuern wollen.

Quelle: https://www.ferryhopper.com/de/destinations/greece/gavdos

Neuerdings machen sich, vor allem von Libyen aus, immer mehr Migranten auf den Weg nach Gavdos, einer griechischen Insel im libyschen Meer, die gleichzeitig mit Kap Trypiti gegografisch den südlichsten Punkt Europas markiert; die ca. 33 Quadratkilometer große Insel hat lt. letzter Volkszählung 142 Einwohner und punktet bei ihren Besuchern, fernab des Massentourismus, vor allem mit glasklarem, blauen Wasser, viel Ruhe und spärlicher Infrastruktur; auf Gavdos gibt es nur eine kleine Volksschule, ein paar Tavernen, recht wenige Unterkünfte für Touristen sowie immerhin einen einzigen Polizisten.

Just diesem, infrastrukturell auf Sparflamme kochenden, Inseljuwel gelten also jetzt die Avancen von Schiffskapitänen, die vom libyschen Tobruk aus ihre Harakiri-Überfahrten von Afrika nach Europa anbieten und nicht nur die griechischen Medien zu Schlagzeilen veranlassen, wonach "Flüchtlinge eine Urlaubsinsel stürmen".

Quelle: https://www.proasyl.de/hintergrund/fluchtweg-aegaeis-humanitaere-krise-im-urlaubsparadies/

Lilian Stefanakis, die Bürgermeisterin von Gavdos, gibt zu bedenken, dass seit Juni 2025 ca. 2.550 Flüchtlinge angekommen und sich sozusagen die "Einwohnerzahl" ihres 5 Dörfer umfassenden Kleinods binnen eines Monats um ca. 1800% vervielfacht hätte; das wiederum hat den dafür zuständigen EU-Kommissar, den Österreicher Magnus Brunner, auf den Plan gerufen, der sich nun veranlasst sieht, gemeinsam mit den Migrationsministern Maltas, Griechenlands und Italiens bei der libyschen Regierung in Tripolis vorstellig zu werden, um dem Treiben am libyschen Meer Einhalt zu gebieten.

Quelle: https://exxpress.at/politik/750-fluechtlinge-in-drei-tagen-das-ist-die-neue-fluechtlingsroute-nach-europa/

Das "libysche Problem" ist den Verantwortlichen der Europäischen Union zwar seit mehr als 10 Jahren bekannt, gelöst hat es – aus welchen Gründen immer – bislang niemand; und gerade "unser" Magnus Brunner soll nun das zustande bringen, woran andere bislang, milliardenteure Zuwendungen hin oder her, gescheitert sind.

Von den libyschen Behörden fordere er, so Magnus B., härtere Maßnahmen, um Boote mit Migranten an der Abfahrt nach Europa zu hindern: "Das ist tatsächlich eine Frage, die uns im Moment sehr beschäftigt. Libyen steht natürlich ganz oben auf der Tagesordnung, und wir werden nächste Woche gemeinsam nach Libyen reisen, weil wir schnell und entschlossen handeln müssen".

Quelle: https://www.derstandard.de/story/3000000260746/brunner-legt-vorschlag-f252r-h228rteres-eu-abschiebegesetz-vor

Sobald die "Europäer" schnell und entschlossen handeln wollen, ist Vorsicht geboten; "schnell und entschlossen" ist man in der EU immer nur dann, wenn es darum geht, korrumpierte Unrechtsregime mit reichlich Geld zu versorgen; wer der Scharia frönt, Zinā mit Stockhieben bestraft und Homosexualität für strafbar erklärt, steht bei von der Leyen & Co bekanntlich hoch im Kurs; insofern ist es keine Überraschung, dass Libyen als Transitland gleichsam zu einem "Eldorado" geworden ist, in dem Vergewaltigungen, Sklaverei und Menschenhandel an der Tagesordnung stehen und Menschen gleich Tieren in "Unterkünften" gefangen gehalten werden, die es mit den Zuständen in Konzentrationslagern aufnehmen könnten.

Von jahrzehntelangen Bürgerkriegen ermüdet und ruiniert, erweist sich das Land im Norden Afrikas als zweigeteilt; im Westen (Tripolis) regiert die von den UN unterstützte Einheitsregierung, während im Osten (Tobruk) die "Gegenregierung" von Chalifa Belqasim Haftar Alferjani ungeniert ihr Unwesen treibt und mehr als zwei Drittel des gesamten Landes beherrscht.

Nun will Brunner aber nicht mit den Machthabern im Osten, sondern mit dem von den UN tolerierten Regime im Osten "verhandeln"; das ist schon insofern bemerkenswert, als die nach Griechenland Flüchtenden ihre "Reisen" just von Tobruk aus antreten, dem "Regierungssitz" von General Haftar – und dort hat Westlibyen nicht den geringsten Einfluss.

Man muss also kein Hellseher sein, um erahnen zu können was Brunners "schnell entschlossenes Einschreiten" bringen wird – rein gar nichts.

Quelle: https://www.ipg-journal.de/regionen/naher-osten/artikel/enttaeuschte-hoffnung-8345/

Es wird den europäischen SteuerzahlerInnen reichlich viel Geld kosten, sich von den völlig einflusslosen Machthabern im Westen Libyens versichern zu lassen, man würde sich für Europa "verwenden", "ins Zeug legen" und "alles unternehmen", um das "gute Verhältnis" zur EU ja nicht zu gefährden; sobald Brunner & Co den Tripoli International Airport wieder verlassen haben, werden die libyschen "Unterhändler" schallend lachen und sich diebisch darüber freuen, ein paar europäische Kamele "gemolken" und dabei auch noch um einige hundert Millionen Euro erleichtert zu haben; Ziffern sind, selbst wenn es sich nur um ein paar Milliarden handelte, Brunner aber ohnedies einerlei; insofern ist er mit Sicherheit der weitaus Geeignetste für eine ebenso teure wie erfolglose Reise nach Libyen ...

Chr. Brugger

07/07/2025