Kammerunwesen in Österreich

08.11.2025

Wer in der österreichischen Wirtschaftskammer sitzt bzw. arbeitet, wird von den Unternehme(r)n dieses Landes mit den Kammerumlagen 1 u. 2 zwangsbeglückt; im Sinne der §§ 2 u. 4 des Bundesgesetzes über die Kammern der gewerblichen Wirtschaft sind alle Unternehmen einerseits zur Mitgliedschaft und andererseits zur Entrichtung von Umlagen ex lege verpflichtet.

Kritiker dieser Regelung fordern seit Jahren zumindest die ersatzlose Abschaffung der Zwangsabgaben, die im Kalenderjahr 2024 in etwa 250 Millionen Euro betragen haben; zudem horten Bundeswirtschaftskammer & Co ca. 2 Milliarden Euro an "eisernen" Reserven bzw. Rücklagen.

Quelle: https://www.krone.at/3950036

Als Körperschaft des öffentlichen Rechts ist natur- und traditionsgemäß auch die Wirtschaftskammer parteipolitisch eingefärbt und bis in die letzten Phasern ihrer Strukturen hinein schwarz-türkis durchdrungen; seit dem zweiten Weltkrieg waren, gleichsam als weithin sichtbares Zeichen eines entarteten Proporzsystems, an der Spitze der Wirtschaftskammer exklusiv ÖVP-Politiker zu finden; was mit Julius Raab 1946 begonnen wurde, hat sich seitdem mit Franz Dworak, Rudolf Sallinger, Leopold Maderthaner und Christoph Leitl bis Harald Mahrer lückenlos fortgesetzt.

Was auf der einen Seite die Wirtschaftskammern für die ÖVP sind, dürfen auf der anderen Seite die Arbeiterkammern für die SPÖ sein – mit Zwangsabgaben finanzierte Institutionen, die sich, nicht minder parteipolitisch infiltriert, auf Kosten der arbeitenden Österreicherinnen selbst verwalten und stattliche Gehälter auszahlen.

Nun mag jeder von diesen "Zwangsbeglückungsvereinen" halten, was immer er will; kritisch wird es aber jedenfalls dann, wenn just und wie zum Trotz in der Phase einer hartnäckigen Wirtschaftskrise samt inflationären und rezessiven "Begleitumständen", hoher Arbeitslosigkeit und einer nie dagewesenen Konkurswelle die Kammerfunktionäre der absurden Idee verfallen, die Löhne der Wirtschaftskammermitarbeiter um 4,2% zu erhöhen; als wäre das noch nicht des Unsinns genug hat man auch noch die Gagen der "Führungskräfte" gleich um zweistellige Prozentsätze angehoben.

Quelle: https://www.krone.at/3951537

Wer in einer solch heiklen wirtschaftlichen Situation dermaßen über die Stränge schlägt, muss mit Widerstand rechnen; so schreibt die "Krone" von einer "Kammer der Selbstbediener", in der sich "quasi ohne Genierer die Wirtschaftskammer-Präsidenten ihre Aufwandsentschädigungen um bis zu 49% erhöht" haben.

Mittlerweile hat zwar Präsident Harald Mahrer bei "seinen" Mitarbeitern "zurückgerudert" und die Gehaltserhöhung, allerdings recht halbseiden, widersprüchlich sowie mogelpackungsmäßig, "halbiert"; das ändert aber nichts am eigentlichen Ansinnen; wer sich so verhält wie Mahrer & Co, gibt klar zu erkennen, wie sorglos und abgehoben die obersten "Hüter" der heimischen Wirtschaft mit jenen 250 Millionen Euro umgehen, mit denen sie jährlich zwangsweise ausstaffiert werden.

Was Mahrer & Co aufführen ist eine bodenlose Frechheit; mit diesem unsensiblen wie unverschämten Gehabe wird einmal mehr erkennbar, dass es ÖVP-Politikern vollkommen einerlei ist, dass tausende Betriebe in die Insolvenz schlittern, zehntausende Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren und die heimische Wirtschaft seit geraumer Zeit um ihr eigenes "Überleben" kämpft; es hat nicht bloß den Anschein, als kriegten ÖVP-Parteifunktionäre wieder einmal ihre Hälse nicht voll.

Quelle: https://www.krone.at/3948858

Ins Bild passen dazu die vom "Profil" veröffentlichten Informationen über das Menü im Rahmen einer geplanten Weihnachtsfeier der "Fachgruppe Metalltechnik" der Wiener Wirtschaftskammer: U.a. sollen "Mousse von der Entenleber mit Orangen-Preiselbeer-Confit, Alpenlachsfilet mit Safran-Risotto, Kalbsrückenfilet vom Kremstaler Milchkalb mit getrüffeltem Kartoffelgratin" kredenzt werden; bezahlen dürfen sich das die eingeladenen Gäste, über den Umweg ihrer Zwangsbeiträge, ja ohnedies selbst.

Quelle: https://dietagespresse.com/der-intensive-12-stunden-tag-von-harald-mahrer/

Auffällig ist nur, dass die "Wirtschaftskammer mit Entenleber, Trüffel und Kalbsrückenfilet" feiern kann, dafür aber absolut nichts zustande bringt, wenn es darum geht, ihre Zwangsmitglieder in der anhaltenden "Krise der Wirtschaft" samt all deren unliebsamen Begleiterscheinungen zweckentsprechend zu vertreten und die Interessen der Unternehmen wahrzunehmen; von der Wirtschaftskammer ist dazu weder etwas zu hören noch zu sehen – die Interessenwahrnehmungspflicht stünde zwar im Wirtschaftskammergesetz; das scheint Mahrer & Co allerdings nicht sonderlich zu interessieren; diese "gnadenlose" Untätigkeit lässt die Stimmen derjenigen immer mehr und lauter werden, die nicht nur die Zwangsbeiträge loswerden wollen, sondern sich seit längerem berechtigt fragen, ob die Wirtschaftskammern überhaupt noch benötigt werden; um ihrer selbst willen braucht Mahrer & Co tatsächlich niemand …

Chr. Brugger

08/11/2025