Kann der Zufall regieren?

06.11.2025

Sollte es tatsächlich so etwas geben wie ein "politisches Handwerk", hat es jedenfalls ein Großteil der "österreichischen Bundesregierung" nie erlernt; was wir, die ÖsterreicherInnen, aus den einzelnen Ministerien zu hören bzw. zu sehen bekommen, ist, um es möglichst wohlwollend zu formulieren, bloß das "Schlimmste & Dümmste aus drei Welten".

Quelle: https://welt-der-zitate.com/beruehmte-personen/voltaire-zitate-spruch-1279

An und für sich säßen Christian Stocker, Andreas Babler, Beate Meinl-Reisinger & Co ja deshalb auf ihren Sesseln herum, um das Land so zu gestalten, dass das Leben für alle Österreicher möglichst angenehm bzw. zumindest erträglich sein sollte; sie wären, wenn es nach deren eigenem Anspruch, respektive ihrem "Regierungsprogramm" ginge, für eine Fülle von Aufgaben zuständig, die sie abzuarbeiten hätten.

Selbst wenn alle ÖsterreicherInnen wissen, dass solche "Programme", zumal sie aus den Federn parteilicher Schmierfinke stammen, nicht einmal das Papier wert sind, auf das man sie geschrieben hat, änderte das aber kaum etwas an den ursprünglichen, verfassungsimmanenten Aufgaben, die "Politiker" zu erfüllen hätten; gem. Art. 69 B-VG wären sie mit den "obersten Verwaltungsgeschäften des Bundes" betraut.

Der jeweilige Aufgabenbereich einzelner Regierungsmitglieder ergibt sich aus der Verfassung selbst sowie dem Bundesministeriengesetz, in dem, mehr oder minder detailliert, jene Aufgaben angeführt sind, die die höchsten Organe der heimischen Verwaltung erledigen müssen; dazu haben sie sich freiwillig verpflichtet und dafür werden sie recht fürstlich bezahlt; im Rahmen ihrer eigenen "Ernennung" geloben sie zudem, "die Bundesverfassung und alle Gesetze der Republik Österreich getreulich beobachten" und "meine Pflicht nach bestem Wissen und Gewissen" zu erfüllen – ob mit oder ohne das "Zutun" Gottes ist dabei jedem selbst überlassen.

Quelle: https://www.vienna.at/die-neuen-minister-von-ovp-spo-und-neos-im-kurzportrat/9245639

Diesen "Rechtsrahmen" erfüllt die Regierung insofern mit "Leben", als sie sich eben selbst ein Programm verordnet, dem sie einerseits verpflichtet und anhand dessen andererseits ihre "Leistung" zu beurteilen wäre. Denn woran sollte man des Politikers Leistung sonst messen, es sei denn an seinem eigenen Anspruch bzw. dem Grad der jeweiligen Befriedigung?

An und für sich wäre es, vor allem in einer Demokratie, üblich, dass die laufende Beurteilung der "Zufriedenheit" vor allem dem Volk und in zweiter Linie den Medien zusteht; das ist bei uns in Österreich aber ganz anders; bei uns beurteilen sich die Politiker selbst; sie befinden darüber, was sie richtig oder falsch gemacht haben – wobei "falsch" ist insofern nicht richtig, da Politiker während ihrer aktiven Zeit nie etwas falsch, sondern immer alles richtig machen; so habe ich in den letzten vierzig Jahren, in denen ich den heimischen Politbetrieb beobachte, von keinem Politiker jemals gehört, diese oder jene Entscheidung wäre "falsch" gewesen – unabhängig davon, was das Volk und die Medien davon halten oder gehalten haben; es war, zumindest im Nachhinein, immer alles "richtig & wichtig" und selbst den größten Schwachsinn versucht man zu rechtfertigen und schönzureden.

Quelle: https://kurier.at/meinung/gastkommentare/konjunkturpaket-warum-oesterreich-mehr-als-minimalziele-braucht-regierung-klausur/403081160

Wenn, wie eingangs erwähnt, unsere "Oberverwalter" ihr "Handwerk", das sie vorgeben auszuüben, nicht beherrschen oder erlernt haben, aber dennoch alle Entscheidungen, zumindest deren Meinung nach, immer richtig sind, könnte es sich bei Stocker, Babler, Meinl-Reisinger & Co um hochkarätige "Naturtalente" handeln, denen "Kunststücke" gelingen, wiewohl sie sich auf die dafür unabdingbar erforderlichen "Künste" nicht verstehen; die Fachwelt würde in einem solchen Fall von einem "zufälligem Phänomen" im Sinne von "Akzidens" sprechen, etwas, das einfach vom Himmel fällt; niemand weiß, woher es kommt und dennoch ist es vorhanden; insofern bestünde die Möglichkeit, dass der "Zufall", nebst sprichwörtlicher Welt, auch Österreich regiert.

Wäre "Zufall das unberechenbare Geschehen, das sich unserer Vernunft und unserer Ansicht entzieht", wie im Wörterbuch der Gebrüder Grimm zu erfahren ist, dann könnte Zufall aber ebenso, weil er eben nicht bestimmbar ist, auch nur "das Pseudonym Gottes sein, wenn er nicht selbst unterschreiben will" wie Anatole France meint.

Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2025-03/oesterreich-regierung-oevp-spoe-neos-stocker-vereidigt

Es wäre aber unfair wie unhöflich, die enorm mühevoll erarbeiteten "Erfolge" unserer Regierenden einzig dem Zufall zu überlassen; zumal dann, wenn einem auch noch Camus in den Sinn käme, für den der Zufall die Sinnlosigkeit und Unkontrollierbarkeit der Welt schlechthin repräsentiert; da beim dichtenden wie philosophierenden Franzosen das Leben keinen kohärenten Sinn ergibt, müssten sich unsere "Politgenies", um ihrem kläglichen Dasein doch noch eine Berechtigung zu geben, den Qualen des "mythischen Sisyphos" aussetzen, um am Ende des Leidens wenigstens zur Einsicht gelangen zu können, dass ihr Schicksal ihnen selbst gehört und nur sie dafür verantwortlich sind; dadurch könnten sie sich der Sinnlosigkeit ihres Tuns bewusst werden und realisieren, was sie dem Land in Wahrheit angetan haben bzw. antun.

Quelle: https://wo-magazin.de/worauf-uns-der-sisyphos-mythos-der-griechischen-antike-auch-heute-noch-hinweisen-kann/

Eine Parallele zwischen unserer "Bundesregierung" und dem Titel-"Helden" von Camus "Der Mythos des Sisyphos" drängt sich an dieser Stelle geradezu auf; am Ende ihrer Tage angekommen werden sie miteinander feststellen müssen, dass all ihr Bemühen und die in Kauf genommenen "Strapazen" sinnlos waren und zu keinem befriedigenden Ergebnis geführt haben bzw. ein solches nie zeitigen konnten; der einzige Unterschied besteht nur darin, dass es Sisyphos zumindest immer wieder beinahe gelingt, seinen Auftrag zu erfüllen, während unsere "Bundesregierung" alleine schon mit ihrem Auftrag nichts anzufangen weiß und ob dessen mit der Arbeit daran erst gar nicht beginnt; während sich Sisyphos mit seinem Felsblock anhaltend den Hang hinauf quält, sitzen Stocker, Babler, Meinl-Reisinger & Co im Tal ihrer eigenen Niederungen herum, drehen Däumchen und geben nur vor, in unser aller Namen geschäftig zu sein.

Quelle: https://wirtschafts-nachrichten.at/wirtschafts-politik/kommentar-ende-der-politischen-schonfrist-in-oesterreich/

Es wäre in diesem Zusammenhang vermutlich sinnvoll und hilfreich, sich künftig vor dem "Geloben" beim Bundespräsidenten darüber im Klaren zu sein, wie es eigentlich um das eigene "Wissen" sowie das persönliche "Gewissen" bestellt ist; mit einem nötigen Mindestmaß an Selbstreflexion dürfte ein Großteil der jetzigen Regierungsmitglieder gar nicht Mitglied dieser "elitären Truppe" sein; immer dann, wenn sich das "beste Wissen" gegen Null reduzieren bzw., wie in manchen Fällen, sogar auf Sonderschulniveau hinabstufen lässt und/oder es auch mit dem "besten Gewissen" nicht allzu weit her ist, müsste an und für sich der jeweilige Bundespräsident die Angelobung verweigern.

Quelle: https://www.zeit.de/zeit-wissen/2023/01/zufall-wahrscheinlichkeiten-quantenmechanik-forschung-weltbild

Und selbst dann, wenn tatsächlich der Zufall Regie führte, änderte das, rein objektiv betrachtet, nichts am ernüchternden Befund: Unsere Bundesregierung ist schlicht und ergreifend nicht in der Lage, ihren gesetzlichen Auftrag zu erfüllen; im "Kabinett Stocker" sitzen nahezu ausschließlich Figuren, die weder intellektuell noch auf Basis ihrer Ausbildung und erst recht nicht kraft natürlicher Veranlagung oder Autorität in der Lage wären, die ihnen übertragenen Aufgaben zu bewältigen.

Wer würde, könnte man sich ebenso gut fragen, einen Erblindeten mit der Suche nach einem verlorengegangenen Schlüssel beauftragen oder einen Legastheniker mit dem Verfassen eines Romans bzw. der Lektüre desselben?

Chr. Brugger

06/11/2025