Redlichkeit – sich selbst treu bleiben?

28.12.2025

Mit der Redlichkeit ist es so eine Sache – prinzipiell wird sie einem von anderen attestiert oder zugeschrieben und wem diese "Ehre" zuteilwird, darf sich anständig, aufrichtig oder ehrlich wähnen.

Sobald sich jemand die Redlichkeit, noch dazu ohne Erklärung dafür, was denn darunter zu verstehen wäre oder er darunter verstanden wissen möchte, laufend selbst "verordnet", läuft Gefahr, nicht sonderlich ernst genommen und, im besten Fall, milde belächelt zu werden; in Wahrheit ist die sich selbst verschriebene "Redlichkeit" eine wert- wie hilflose Selbstüberhöhung, dümmlich und anmaßend zugleich.

Rein begrifflich ist Redlichkeit ein Synonym für moralische Integrität und das Verständnis dafür, dass Kognition nicht emotionalen Bedürfnissen zu dienen hat; zur Redlichkeit gehörte, rein philosophisch betrachtet, die Bescheidenheit ebenso wie das Verständnis, dass "die strenge Pflicht des redlichen Verhaltens die in die gesellschaftliche Praxis übersetzte Vernunft" sein muss, die wiederum "erst die Voraussetzung eines Vertrauensverhältnisses zwischen den Gliedern einer Gesellschaft und so die Grundlage der staatlichen Ordnung bildete".

Quelle: https://www.heute.at/i/nach-hochwasser-nur-10-statt-500-millionen-hilfsgeld-120147078/doc-1jb7f8a3f0

Nun gibt es einen österreichischen "Autor", der in den letzten Jahren nicht müde wurde und es einfach nicht lassen konnte, sich laufend als "redlich" zu bezeichnen und seine eigene "Redlichkeit" solcherart zum Maßstab "parteipolitischen Handelns" zu erheben; in seinem "Sich selbst treu bleiben", das selbst in den vom "Hauptverband des österreichischen Buchhandels" veröffentlichen Charts mangels entsprechender Resonanz des Publikums und bedeutungsloser Verkaufszahlen keinerlei Erwähnung findet, unternimmt Karl Nehammer den Versuch, seine Amtszeit sozusagen ins "rechte Licht" zu rücken; dieser Versucht artet, im Rückspiegel einer subjektiv eingetrübten Selbstreflexionsschwäche, dahingehend aus, dass der Politiker Karl Nehammer alles richtig gemacht habe und alle anderen, nur nicht er, für das verantwortlich wären, was an politischer "Konkursmasse" auf der staatlichen Bühne von ihm hinterlassen wurde – wenn das redlich oder ehrlich sein soll, dann soll das meinetwegen so sein; ob eine solche, nahezu narzisstisch anmutende "Selbstbezogenheit" normal ist, mögen andere, dazu Berufenere beurteilen; aber was ist bei Nehammer schon "normal"?

Psychologen würden eine solche, von Verblendung gebeutelte, Bilanz als "Blame-Shifting" bezeichnen; vielleicht ist Karl N. aber auch ein Vertreter der These, dass Bleistifte die Rechtschreibfehler machen.

Quelle: https://zur-sache.at/innenpolitik/tuerkise-minister-stellen-klar-oevp-regierungsbeteiligung-nur-mit-kanzler-kurz/

Nun hat es jedenfalls das Büchlein Nehammers bei mir nicht in meine Bibliothek, sondern bloß in den nächstgelegenen Papiercontainer geschafft; wer es lesen will, soll es lesen – dabei aber vor allem dann, wenn es um das "Redliche", "Ehrliche" und die "Treue zu sich selbst" geht, nicht darauf vergessen, dass Nehammer allenfalls sogar mit dem Buchstabieren des Wortes "Redlichkeit" bereits ein Problem haben könnte: Er war einer von denen, die am 07. Oktober 2021 eine Erklärung verfasst und unterschrieben(!) haben, dass es ohne Sebastian Kurz keine "ÖVP-Beteiligung in dieser Bundesregierung" gäbe; schon tags darauf waren Wort und Unterschrift Nehammers aber nichts mehr wert …

Und, war es nicht Karl Nehammer, der den Opfern der Flutkatastrophe im September 2024, just vor der Nationalratswahl, 500 Millionen Euro aus "EU-Töpfen" versprochen hat, wobei aber die Opfer bis heute das zugesagte Geld nicht erhalten haben?

Quelle: https://www.vienna.at/ex-kanzler-nehammer-will-in-neuem-buch-sich-selbst-treu-bleiben/9736289

War es nicht eben derselbe Karl Nehammer, der noch im Vorfeld der Nationalratswahl 2024 von einer Budgetkrise und einem "Sparpaket" nichts wissen wollte, wobei dann wundersamerweise unmittelbar nach der Wahl das Budgetdesaster offensichtlich wurde?

Manche, nein recht viele, vertreten gar die Ansicht, Nehammer hätte das schlechteste Ergebnis für die ÖVP bei einer Nationalratswahl nur deshalb "einfahren" können, weil er das Volk vor der Wahl schamlos belogen und hinters Licht geführt hat - andere wiederum sind der Meinung, dass der "Kanzler" schon rein intellektuell nicht in der Lage gewesen sei, die Budgetzahlen entsprechend zu interpretieren ...

Die Beispiele für Unredlichkeit wären im "Falle Nehammers", meiner Ansicht nach, beliebig fortsetzbar; vielleicht ist es aber auch so, dass ich mich täusche und es redlich ist, alleinerziehende Mütter einfach mehr arbeiten lassen zu wollen, wenn sie zu wenig Geld hätten und deren Kinder den kulinarischen Genüssen der McDonalds-Küche huldigen mögen, weil sie sich dort am billigsten ernähren könnten …

Mehr will ich zum "Kapitel Nehammer" auch nicht mehr schreiben, es lohnte ja die Mühe nicht: Hier ist sich jemand sprachlich wie inhaltlich auf 208 Seiten, wenn auch auf einem äußerst bescheidenen Niveau, "selbst treu geblieben" – das ist richtig wie wichtig und für Karl Nehammer scheinbar normal; mit Redlichkeit hat das aber deswegen noch lange nichts zu tun  …

Chr. Brugger

28/12/2025