Selig die Armen im Geiste

01.10.2025

In der Bergpredigt kommen bei Matthäus (5,3) die "Armen im Geiste" am Ende eigentlich ganz gut weg – immerhin gehört ihnen ja irgendwann, so man das unbedingt glauben will, das Himmelreich.

Der Unterschied zu Politikern der heutigen Zeiten besteht allerdings darin, dass sich die "Armen im Geiste" bei Matthäus ihrer intellektuellen Bedürftigkeit bewusst waren; das dürfte, so lässt es zumindest der Anschein vermuten, bei diversen "Parteigenossen" nicht der Fall sein; sie geben zwar vor in der Lage zu sein, das, worüber sie sich allenthalben äußern, zu verstehen; allein, bei näherer Betrachtung drängt sich der Verdacht auf, dass sie das, worüber gesprochen wird, nicht einmal ansatzweise begreifen; sie reden insofern, wie Gerhart Hauptmann das in seinem "Vor Sonnenaufgang" bezeichnete, "wie die Blinden von der Farbe".

Quelle: https://www.instagram.com/p/DAffHZ6MxgQ/?hl=de

Im Rahmen der "Reformpartnerschaft" ließ (Staats-) Sekretär Alexander Pröll vor ein paar Tagen mit einer "schulkonformen Stunden-Klauberei" aufhorchen: 1.608 Stunden seien seit der letzten "Arbeitsgruppe" vergangen und es gäbe schier "Bahnbrechendes" zu berichten: Seit Jahr und Tag habe man auf ein bundesweites "Verwaltungsstrafregister" gewartet – und in ein paar Tagen sei es so weit; seit den 1930er-Jahren sei ein solches gefordert worden und seit über 90(!) Jahren würde intensiv diskutiert und "ich kann voller Stolz verkünden, wir machen es" – unter Wahrung höchster Datenschutzstandards; das Problem an Prölls "historischem Moment" ist nur, dass "kein Mensch" ein solches Register benötigt und keine 90 Jahre darüber debattiert wurde; anstatt sich um echte Strukturreformen zu kümmern, beschäftigt sich die "Reformpartnerschaft" mit Orchideenthemen, die am Ende nichts bringen; man hat also ganz offensichtlich 1.608 Stunden "Daumen gedreht" und wieder einmal nichts weiter gebracht; aber Pröll stellt sich vor die Presse und feiert sich selbst bzw. stottert etwas über vermeintliche Erfolge der "Reformer".

Wundern sollte man sich nicht: Denn mehr als "blöde Rederei" gibt die Vita des 35-jährigen offenbar nicht her; kein Tag in der Privatwirtschaft, kein Tag in irgendeinem Unternehmen, dafür 9 Jahre Student und keine, wie immer geartete, Expertise – manche würden vermutlich behaupten, er sei ein bloßer Parteigünstling, der schon "kraft Namens" für Höheres in der Parteipolitik bestimmt wäre – und genau so verhält sich Pröll …

Quelle: https://www.instagram.com/alexanderproell/?hl=de

… nicht minder negativ bzw. auffällig sind auch seine Auftritte bei den wiedereröffneten Gehaltsverhandlungen mit den "Beamten" dieses Landes; die Bereitschaft der Gewerkschafter, gesetzlich bereits fixierte Lohnerhöhungen neuerlich zu diskutieren, bezeichnet Pröll als "historisch" – man müsse eben die "Lohn-Preis-Spirale durchbrechen"; dabei übersieht er geflissentlich, dass die Regierung die "Beamten" mit dem Inaussichtstellen von zwei nachfolgenden Nulllohnrunden (2027 u. 2028) dazu genötigt hat, an den Verhandlungstisch zurückzukehren; von Freiwilligkeit kann nicht die Rede sein; der jetzige Verhandlungspartner von Pröll & Co wurde schlichtweg erpresst.

Wie auch immer: Selbst Pröll dürfte für etwas "gut" und zu "gebrauchen" sein: Mit "Watschelgang" beim Neustifter Kirchtag, füttern von Pinguinen in Schönbrunn, mit Senioren am Bödele wandern, Teilnahme am Gauder-Fest … überall dort, wo es also um nichts geht, macht Pröll eine ganz passable Figur …

Quelle: https://www.krone.at/3875114#fb-1688995408

Signifikanter bzw. frappant sind aber seine diversen "Postings" auf Instagram; am 29.09.2024 hat Pröll u.a. Folgendes geschrieben: "Mit bestem Gewissen und voller Überzeugung: Lieber Karl, du bist der beste und richtige Mann für unser Land! @karl.nehammer" – um am 06.01.2025 "nachzulegen": "Danke für deinen unermüdlichen Einsatz als Bundeskanzler und Bundesparteiobmann! In einer Zeit, die oft von Herausforderungen geprägt war, hast du immer das Wohl der Menschen in unserem Land in den Vordergrund gestellt! Danke für die Zusammenarbeit in den letzten Jahren und all das, was ich von dir lernen durfte! Alles Liebe Xandi".

Nun steht es mir nicht zu, die "Performance" eines Karl Nehammer zu beurteilen; traute man allerdings den Politexperten dieses Landes, war Nehammer so ziemlich das Schlimmste, was die zweite Republik an Kanzlern ertragen und erleiden musste; manche sprechen von einem "Versager auf allen Linien", andere wiederum davon, Nehammer habe das Land, gemeinsam mit Magnus Brunner & Co, an den Rand des Ruins verwaltet und auf Jahrzehnte hinaus nachhaltig geschädigt; diese Meinungen dürften angesichts der derzeitigen wirtschaftlichen Lage des Landes vermutlich die Wahrheit für sich beanspruchen; denn sehr viel dümmer als sich Nehammer, Brunner & Co geriert haben, dürfte es kaum noch möglich sein; Vorsatz wird man der Vorgängerregierung kaum vorwerfen können – sie konnten es einfach nicht besser und waren sich ihres eigenen Unvermögens nicht bewusst; das wiederum ändert zwar an der Situation nichts, lässt das Voll-Versagen aber in einem anderen, durchaus fragwürdigen, Licht erscheinen …

Quelle: https://www.instagram.com/p/DLcjUs7t1G_/?hl=de

Wenn nun Pröll Nehammer "huldigt", kann man sich nur die Frage stellen, ob er das ernst gemeint oder nur "bestes Gewissen und volle Überzeugung" geheuchelt hat; nähme man Prölls Aussagen für bare Münze, müsste man auch bei Pröll bereits jetzt mit dem Schlimmsten rechnen … mit seiner bisherigen Tätigkeit als (Staats-) Sekretär hat er diesbezüglich jedenfalls längst "ganze Arbeit" geleistet und ist zumindest insofern bereits "in Vorlage" getreten …

Quelle: https://www.kleinezeitung.at/politik/innenpolitik/19420787/das-neue-dreierbuendnis-wird-heute-angelobt

Eines muss man Pröll aber zugutehalten: Er ist in der der heimischen Bundesregierung bloß ein "pars pro toto"; wie alle anderen Mitglieder des "Kabinetts Stocker" wirkt er heil- wie hilflos überfordert, ideen- und konzeptlos; reichlich vielen Worten folgen meist keine Taten; selbst Minimalziele werden nicht erreicht, laufend wird nur evaluiert, konzipiert und in "Arbeitskreisen" herumdiskutiert; das Substrat all dieser Bemühungen reduziert sich aber immer wieder gegen Null; diese Regierung hat in den ersten 6 Monaten ihrer Tätigkeit absolut nichts zustande gebracht, hängt scheinbar völlig lethargisch in den Seilen und es ist keine Besserung in Sicht; man sieht tatenlos dabei zu, wie das Land nach und nach den Bach hinunter schwimmt; insofern ist es keine Überraschung, dass der Befund der Bevölkerung dermaßen negativ ausfällt, dass einem Angst und Bange werden könnte – es wird nicht mehr allzu lange dauern, bis das Volk den Politikern von der Straße aus ausrichtet, was es von ihnen hält … nüchtern betrachtet ist die bisherige Leistung der "Oberverwalter" Österreichs eine bodenlose Frechheit und eine Verhöhnung aller Staatsbürger ... 

Quelle: https://www.krone.at/3896620 ("Kasperl der Woche")

Anstatt endlich etwas gegen die hohe Inflation, die hohen Energiepreise sowie die extrem hohen Lebenshaltungskosten an sich zu tun, verfällt man der kranken Idee, plötzlich mit einer "Afrika Strategie" auffällig werden zu müssen; anstatt endlich das Bildungssystem zu reformieren beschäftigt man sich mit der Bewerbung für ein Mandat im völlig bedeutungslosen UN-Sicherheitsrat; und anstatt endlich bei der Deregulierung in die Gänge zu kommen, schickt man den Vizekanzler mit 3 Notenblättern in die USA, damit er dort u.a. seine Meinung zur Zinspolitik(!) der Vereinigten Staaten kundtun kann - kein Wort Englisch, aber eine profunde Expertise zu einem der heikelsten Themen der "trumpschen" Administration?

Chr. Brugger

01/10/2025