Wiederkehr und (s)ein Dilemma

01.11.2025

Österreichs nomineller "Bildungsministrant" hat sein enormes "Talent" bereits als Wiener Stadtrat unter Beweis gestellt; die Zustände in den Wiener Schulen leisten einen maßgeblichen Beitrag zum Desaster im österreichischen Bildungssystem; Schulklassen, in denen die Mehrheit der Schüler die eigentliche Unterrichtssprache nicht versteht und mit dieser unerträglichen Situation überforderte Pädagogen, die deshalb österreichischen Schülern keine adäquate Bildung vermitteln können sind nicht die Ausnahme, sondern der "Normalfall".

Quelle: https://www.diepresse.com/18460452/integrationsstadtrat-wiederkehr-wien-es-gibt-ein-problem

Eine Schulstufe "darüber", als Verantwortlicher für die Bildung aller Schüler und Jugendlichen Österreichs, verweigert sich Wiederkehr allen dringend notwendigen Reformen; er hantiert anscheinend viel lieber mit "Orchideenthemen" herum, die allenfalls jenen zugutekommen, die dafür mitverantwortlich sind, dass es den österreichischen Schülern an der notwendigen Bildung mangelt; sein fragwürdiges Lieblingsthema war in den letzten Wochen und Monaten die "Schulsuspendierung neu"; man muss sich fragen, was das soll bzw. was Wiederkehr damit bezwecken will – Suspendierungsbegleitung für renitente Schüler samt deren nicht minder unbelehrbaren Eltern inkl. Strafandrohungen für die beharrliche Verweigerung einer "Mitwirkung".

Quelle: https://wien.gruene.at/news/kinder/zeugnis/

Man kann anscheinend in diesem Land nur noch staunend zur Kenntnis nehmen, dass an den eigentlichen Problem Österreichs "vorbeiregiert" und alles ausgespart wird, was sinnvoll und dringend notwendig wäre.

Anstatt endlich dafür zu sorgen, dass Volksschüler nach der 4. Klasse einigermaßen lesen, schreiben und rechnen können, wird im Ministerium von Wiederkehr mit einer Heerschar von Mitarbeitern monatelang an einer "Schulsuspendierungsregelung" herumgebastelt, die letztlich nur dazu führt, dass der Verwaltungsaufwand für Schulleiter und betroffene Lehrer massiv ansteigt und nichts bringt – dabei kann es sich ja nur um einen verspäteten April- oder verfrühten Faschingsscherz handeln.

Quelle: https://kurier.at/politik/inland/verwaltungsstrafregister-alexander-proell-reformpartnerschaft/403087746

Wenn schon "Amtskollege" Sepp Schellhorn mit seiner "Deregulierungs- oder Bürokratieabbauoffensive" recht defensiv umgeht und gemeinsam mit seinem reformunfähigen Adlatus "Xandi" Pröll in der medial gehypten "Reformpartnerschaft" nichts weiterbringt, könnte doch der "Schul- und Bildungsexperte" Wiederkehr auf die Idee kommen, das völlig desolate wie zersplitterte Kompetenzchaos im Bildungsbereich "anzugehen" und sich endlich darum zu kümmern, dass nicht weiterhin die Kosten für den sinnlos aufgeblähten Verwaltungsapparat das Budget für tatsächliche Wissensvermittlung auf ein Minimum beschränkt.

Hilfe, das wäre die gute Nachricht, ist in Sicht:

Quelle: https://www.krone.at/3528711#fb-1813395413

Auf 220 Seiten ist 2024 im Goldegg-Verlag ein Büchlein erschienen, das den Titel "Schule schaffen" für sich reklamiert; auf der Homepage des Verlages ist u.a. Folgendes zu lesen:

"Was wäre wenn

  • Kinder in die Schule gehen, ohne Angst zu haben?
  • Kinder statt mit Leistungsdruck zu kämpfen, ihrer natürlichen Wissbegierde nachgehen dürften?
  • Lehrerinnen und Lehrer ihren Unterricht flexibel an den Bedürfnissen der Kinder ausrichten könnten?
  • Eltern entspannt an der Entwicklung ihrer Kinder teilhaben könnten, statt selbst Schulaufgaben zu machen?
  • Schule einfach wieder Spaß macht?

Was in vielen Fällen utopisch klingt, wäre möglich, wenn alle Beteiligten es wollen und aktiv dazu beitragen, dass eine Vision wahrwerden kann: Schule, die Spaß macht. In der Realität scheitern viel zu viele gute Ideen an einer unbeweglichen Bürokratie, einzementierten politischen Dogmen, starren Weltbildern und mangelndes Aufeinander-Zugehen.

Es herrscht vielerorts eine Fehlersuch-Mentalität, Schwächen rücken statt der zu unterstützenden Stärken in den Fokus, reale Probleme und Sorgen werden unter den Teppich gekehrt und heiße Eisen erst gar nicht angefasst. Statt der Bedürfnisse der Kinder steht eine überbordende Bürokratie und eine Politik des Gegeneinanders im Zentrum der Aufmerksamkeit.

Der Rotstift regiert, Leistungs- und Notendruck und teure Nachhilfestunde tragen ihr Übriges dazu bei, um aus der Begeisterung für alles Neue lästige Schulpflicht werden zu lassen. So mündet Engagement in Frustration, aus Freude, Neugier und natürlichem Lernwillen wird gelangweilte Resignation.

Kinder, Lehrerinnen und Lehrer und Eltern leiden unter Stress, Schulangst, Burn-out und Zukunftssorgen. Dass es auch anders geht, zeigen viele Positiv-Beispiele."

Wer das liest, könnte durchaus begeistert sein, denn idealerweise ginge es tatsächlich auch anders; allein, von all dem, was dort zu lesen ist, ist in der "Wiederkehr-Politik" nichts zu vernehmen; das genaue Gegenteil ist der Fall – heiße Eisen werden nicht angefasst, reale Probleme bzw. Sorgen werden unter den Teppich gekehrt, überbordende Bürokratie und eine Politik des Gegeneinanders stehen im Zentrum des Interesses.

Man möchte also meinen oder glauben wollen es genügte, diesen Widerspruch aufzulösen bzw. von einem "echten Bildungsexperten" auflösen zu lassen, einem, der Visionen verfolgt und Utopien Realität werden lässt, eben einem, wie dem Autor von "Schule schaffen", der dafür sorgt, dass Schule wieder Spaß macht, gute Ideen nicht länger vor einer unbeweglichen Bürokratie kapitulieren und politische Dogmen der Vergangenheit angehören.

Quelle: https://www.vienna.at/christoph-wiederkehr-spitzenkandidat-der-neos-im-portraet/6705174

"Heureka" könnte man rufen – wir haben endlich den "Bildungserlöser" gefunden; der Autor von "Schule schaffen" muss es sein, jenes "große, aufstrebende politische Talent dieses Landes", wie der Goldegg-Verlag schreibt, der "leidenschaftlichen Verfechter für Veränderungen im Bildungssystem", jemand, der "bestehende Blockaden überwinden und die Schule zu einem Ort" werden lässt, "an dem das Lernen nicht nur effektiv ist, sondern auch Spaß macht".

Ein weltoffener Visionär für eine zukunftsorientierte Gesellschaft, eine Symbiose aus "Ambition und Entschlossenheit" sowie "Engagement für Integration und Transparenz" und "eine treibende Kraft für positive Veränderungen" – ein wahrer "Wunderknabe" muss dieser Autor sein …

Quelle: https://www.thalia.at/shop/home/artikeldetails/A1071487299

Zu Weihnachten werde ich daher heuer unseren Bildungsministranten Christoph Wiederkehr unterstützen, € 23,00 zuzüglich Versandkosten in die Hand nehmen und ihm das "epochale" Werk "Schule schaffen" zur Verfügung stellen.

Über die Weihnachtsfeiertage kann sich der Parteipolitiker Wiederkehr dann zu Gemüte führen, was ihn in seiner altbackenen Bildungspolitik noch vom Visionär Christoph Wiederkehr, dem "weltoffenen" Autor von "Schule schaffen" unterscheidet – allenfalls wird Widerkehr feststellen können, was Juristen damit meinen, wenn sie vom "Venire contra factum proprium" sprechen, dem Selbstwiderspruch als sittenwidrigem Verstoß gegen den Grundsatz "von Treu und Glauben".

Trivialer und leichter verständlich wäre es aber nur davon zu sprechen, der Autor würde Wasser predigen, der Politiker hingegen Wein trinken; heuchlerisch ist es allemal, denn Wiederkehr kann sein persönliches Dilemma nicht auflösen – seine politische Tätigkeit wird dem Anspruch als Autor in keiner Weise gerecht …

Chr. Brugger

01/11/2025